Langfilm-Weltpremieren in der Competition Local Artists

 
10.04.2025 // Die Einreichungen für die Sektion Competition Local Artists, die Filmschaffen mit Oberösterreichbezug in den Fokus stellt, konnten heuer mit einer besonders hohen Dichte an Langfilmen von außergewöhnlicher Qualität überzeugen. Die Titel der diesjährigen Wettbewerbsschiene fungieren als eindrucksstarke Belege für eine vielgestaltige und lebendige regionale Filmszene, die weit über die Landesgrenzen hinausblickt.
Mehrere dieser langen Arbeiten werden bei Crossing Europe als Weltpremieren präsentiert:
Im Dokumentarfilm EIN LEBEN IN FARBE / A LIFE IN COLOR führt Regisseur Alex Stasny nach New York und begleitet die 92-jährige ehemalige Innenarchitektin Eleanor dabei, wie sie voller Energie ihr Leben auskostet – trotz oder gerade wegen schmerzlicher Erfahrungen aus der Vergangenheit. Ebenfalls als Weltpremiere zu sehen ist Carola Mairs HELLWACH - HOMMAGE AN BODO HELL / AWAKE - HOMMAGE TO BODO HELL, ein eindrückliches Porträt des seit 2024 vermissten Schriftstellers, der die österreichische Kulturlandschaft über Jahrzehnte geprägt hat. In der einfühlsamen dokumentarischen Arbeit WIRF DEIN HERZ INS MEER / THROW YOUR HEART INTO THE SEA beleuchten Eric Schirl und Christian Kogler im Gespräch mit Menschen in unterschiedlichen Ländern die Psyche und befassen sich insbesondere mit Zwangsstörungen als Bewältigungsmechanismus. Erstmals im Kino zu erleben ist auch der mittellange Dokumentarfilm WIR MIT DEM PA: Aus unzähligen gemeinsam verbrachten Stunden und gefilmten Alltagsszenen destilliert Noah Berger ein liebevolles und humorvolles Porträt seiner Großeltern, die seit fast 70 Jahren ein Paar sind.
 
EIN LEBEN IN FARBE / A LIFE IN COLOR (AT 2025)
Regie: Axel Stasny, 71 min, Dokumentarfilm / Weltpremiere
 
Sie ist 92, gebürtige Deutsche, lebt seit Langem in den USA – in einer Wohnung, die überquillt vor Farben, Stoffen, Dingen. Gesellschaftlich eingebunden, charmant, voller Geschichten steht sie mitten im Leben und denkt nicht daran, leisezutreten. Axel Stasny porträtiert eine ehemalige Innenarchitektin und Geschäftsfrau, die sich inszeniert und zugleich etwas verbirgt. Hinter dem Redefluss: unterdrückte Emotionen, verdrängte Traumata, innere Unruhe. EIN LEBEN IN FARBE zeigt die Schutzmauern einer, die sich nicht wirklich zeigen kann – und dennoch gesehen werden muss. (Ines Ingerle)
 
HELLWACH – HOMMAGE AN BODO HELL / AWAKE – HOMMAGE TO BODO HELL (AT 2025)
Regie: Carola Mair, 85 min, Dokumentarfilm / Weltpremiere
Bodo Hell, zwischen Wien und Dachstein, zwischen Literatur und Natur, zwischen Witz und Ernst. Carola Mair begleitet den Sprachkünstler auf seinen Wegen, zeigt ihn im Austausch mit Weggefährt*innen und fängt seine einzigartige Präsenz ein. Sein Alltag, geprägt von Sprachspiel und alpiner Einsamkeit, entfaltet sich in kompilierten Momentaufnahmen. Heute, nach seinem Verschwinden am Dachstein 2024, erscheint der Film wie eine Vorsehung – eine Reise durch ein Leben voller Kunst und Gesellschaftskritik. HELLWACH ist mehr als ein Porträt, es ist eine Begegnung mit einem außergewöhnlichen Menschen, der die österreichische Kulturlandschaft über Jahrzehnte geprägt hat und dessen Vermächtnis weiterlebt. (Ania Gleich)
 
WIRF DEIN HERZ INS MEER / THROW YOUR HEART INTO THE SEA (AT 2024)
Regie: Eric Schirl, Christian Kogler, 80 min, Dokumentarfilm / Weltpremiere
 
Eric Schirl und Christian Kogler untersuchen Zwangsstörungen (OCD) als Bewältigungsmechanismus und erforschen das menschliche Dilemma der Ungewissheit. In vier Kapiteln und im Gespräch mit mehreren Menschen beleuchtet ihr Dokumentarfilm die Psyche und unterschiedliche Strategien, um – zumindest vermeintliche – Sicherheit zu erlangen. Wir erhalten Einblicke in persönliche und kollektive Mechanismen zur Risikominimierung, spirituelle Deutungen und mögliche Auswege. In ruhigen, reflektierenden Bildern eröffnet der Film einen Raum für tiefgehende Betrachtungen über das Zusammenspiel von internen Welten und externen Einflüssen und schärft so das Bewusstsein darüber. (Ines Ingerle)
 
WIR MT DEM PA (DE/IT/RO/AT 2024)
Regie: Noah Berger, 59 min, mittelanger Dokumentarfilm / Weltpremiere
„Diese Gruppe, ich habe den Eindruck, die reden Rumänisch.“ Ein altes Ehepaar, das seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, hört auf einem Italienurlaub durch Zufall die Muttersprache wieder. Anlass, anhand von liebevoll aneinandergereihten Alltagsszenen die gemeinsame Vergangenheit Revue passieren zu lassen: Alte Fotos erzählen davon, wie man sich kennen gelernt hat und wo man sich verstecken musste, um der russischen Zwangsarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu entgehen. Gefilmt aus der Perspektive der (unsichtbar bleibenden) Enkelgeneration, nimmt sich die Doku behutsam und doch humorvoll dieses sympathischen Pärchens an. (Philip Waldner)