Architektur und Gesellschaft: Ganz schön hässlich

 
16.03.2023 // Zum 14. Mal präsentiert CROSSING EUROPE in Kooperation mit dem afo architekturforum oberösterreich die Filmreihe Architektur und Gesellschaft, die gesellschaftliches Zusammenleben im Kontext architektonischer, geopolitischer oder ökologischer Rahmenbedingungen beleuchtet. Die Programmsektion wird von Lotte Schreiber (Filmemacherin, Künstlerin) kuratiert und untersucht heuer unter dem Titel Ganz schön hässlich die vielschichtigen Aspekte eines schwer festzumachenden Schönheitsbegriffs. In der Antike wurde Schönheit durch harmonische Proportionalität bestimmt, in der Moderne war Ästhetik stets auch ein soziales Kriterium innovativer Architektur. Sie wollte nicht nur den Wohnraum an sich demokratisieren, sondern auch die Schönheit, die nicht länger ein Privileg der Reichen bleiben sollte. Und heute? Wie lässt sich das Streben nach Harmonie und sozialem Gleichgewicht mit den kapitalistischen Wertvorstellungen von Profitmaximierung und grenzenlosem Wachstum vereinbaren? Vor diesem Hintergrund nehmen sechs dokumentarische Arbeiten das Publikum mit auf eine Reise quer durch Europa, von Süditalien bis nach Spitzbergen.

| Bekanntgabe der ersten Filme der Sektion Architektur und Gesellschaft |
 
  • TARA (DE/IT 2022), Regie: Volker Sattel, Francesca Bertin, 86 min. | Österreichpremiere
Am Rande der apulischen Hafenstadt Taranto liegt der kleine Fluss Tara. Die Einheimischen schätzen es sehr, ein Bad darin zu nehmen, denn seinem Wasser wird heilende Wirkung nachgesagt. Doch das magische Idyll trügt. Jahrzehntelange ökologische und ökonomische Ausbeutung haben die Natur beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen und die Menschen leiden allesamt unter den Folgen des in den 1970er-Jahren in Taranto errichteten Stahlwerks ILVA. Sattel und Bertin erkunden die einst brachial industrialisierte süditalienische Region, ihre Mythen und untergehende Schönheit und treffen dabei mutige Menschen, die bleiben und sich wehren. (Lotte Schreiber)
 
  • NÁVŠTĚVNÍCI / THE VISITORS (CZ/NO/SK 2022), Regie: Veronika Lišková, 83 min. | Österreichpremiere
Überwältigt blickt Zdenka in die atemberaubende Landschaft aus Eis und Schnee. Für eine Langzeit-Forschungsarbeit zieht die junge Sozialanthropologin mit ihrer Familie nach Longyearbyen – die nördlichste Siedlung der Welt, auf der von Norwegen verwalteten Inselgruppe Spitzbergen. Der bildgewaltige Dokumentarfilm zeichnet über die persönlichen Erfahrungen einer Wissenschaftlerin das eindringliche Porträt eines Ausnahmeortes, der von den akuten ökologischen Herausforderungen bis hin zu allgegenwärtigen Fragen nach sozialer Zugehörigkeit alle großen Herausforderungen unserer Zeit in verdichteter Form in sich zu vereinen scheint. (Lotte Schreiber)
                                                                          
Die weiteren Filme der Sektion Architektur und Gesellschaft werden im Rahmen der Programmpressekonferenz am 13. April bekanntgegeben und sind ab 14. April online auf crossingeurope.at zu finden.