Eröffnungsfilme 2023

 
05.04.2023 // CROSSING EUROPE eröffnet auch 2023 wieder mit vier Filmen, die einen Querschnitt des heurigen Festivalprogramms repräsentieren und durch ihre inhaltliche wie künstlerische Diversität stellvertretend für die Reichhaltigkeit des europäischen Kinos stehen. Zudem gibt es am Eröffnungstag bereits ab 16 Uhr Filme aus fast allen Programmsektionen zu sehen.
 
Estibaliz Urresola Solaguren liefert mit ihrem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag 20.000 ESPECIES DE ABEJAS | 20,000 SPECIES OF BEES ein beeindruckendes Langfilmdebüt, für das die erst achtjährige Sofía Otero mit dem Silbernen Bären für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle ausgezeichnet wurde. Der hochaktuelle wie eindringliche Dokumentarfilm SHIDNIY FRONT | EASTERN FRONT von Vitaly Mansky und Yevhen Titarenko zeigt die Brutalität des Krieges in der Ukraine mit bedrückenden Aufnahmen direkt von der Front. Tribute-Gast Angeliki Papoulia brilliert mit ihrer eindrücklichen Darstellung in Syllas Tzoumerkas‘ Drama A BLAST, das auf drastische Weise die Auswirkungen der griechischen Finanzkrise der 2010er-Jahre auf die Bevölkerung reflektiert. Den Auftakt der Nachtsicht-Schiene bildet SVĚTLONOC | NIGHTSIREN, in dem Regisseurin Tereza Nvotová das klassische Hexennarrativ im Kontext patriarchaler Strukturen und Misogynie aufbricht.
 
  • 20.000 ESPECIES DE ABEJAS | 20,000 SPECIES OF BEES
    (ES 2023) – Österreichpremiere
    Regie: Estibaliz Urresola Solaguren
    Programmsektion: European Panorama Fiction; Länge: 129 min. | Spielfilm
    Gäste: Estibaliz Urresola Solaguren (Regie): 27.4. – 30.4., weiterer Gast zur Eröffnung angefragt
    Verleih in Österreich: Panda Lichtspiele Filmverleih; geplanter Kinostart: Juni 2023

Die Bildhauerin Ane tut ihr Möglichstes, ihren drei Kindern eine gute Mutter zu sein. Ihr Jüngstes trägt den Namen Aitor und den Spitznamen Cocó – doch mehr und mehr stellt sich heraus, dass es sich mit keinem von beiden identifizieren kann. Verschiedene Begegnungen während eines Urlaubs im Baskenland führen dazu, dass es für sich einen neuen Namen findet. Die im Grunde weltoffene Ane scheint mit dieser Situation überfordert ... Gleichsam ein Film über Mutter wie Kind, kreist in diesem Debüt eine malerisch-sommerliche Familienaufstellung kunstfertig um eine zärtliche Coming-of-Age-Story. (Jakob Dibold)
 
  • SHIDNIY FRONT | EASTERN FRONT
    (LV/UA/CZ/US 2023) – Österreichpremiere
    Regie: Vitaly Mansky, Yevhen Titarenko
    Programmsektion: European Panorama Documentary; Länge: 98 min. | Dokumentarfilm
    Gast: Vitaly Mansky (Regie), Yevhen Titarenko (Regie)
 
Bedrückend unmittelbare Inneneinsichten in die brutale Kriegsrealität bilden das Kernstück von SHIDNIY FRONT. Gedreht hat diese Bilder Yevhen Titarenko, Filmemacher, der sich schon vor geraumer Zeit einem ukrainischen Sanitätsbataillon angeschlossen hat, das sich seit der Invasion russischer Truppen im Februar 2022 im Dauereinsatz befindet. Dabei ergeben sich verstörende Szenen, die einer der Soldaten trefflicherweise mit Dantes „Inferno“ vergleicht. Im Kontrast dazu stehen Aufnahmen aus dem Hinterland von einer zwischenzeitlich – scheinbaren – Normalität, über die jedoch stets der Krieg seine Schatten wirft. (Jörg Schiffauer)
 
  • A BLAST
    (GR/DE/NL 2014)
    Regie: Syllas Tzoumerkas
    Programmsektion: Tribute Angeliki Papoulia; Länge: 83 min. | Spielfilm
    Gäste: Angeliki Papoulia (Hauptdarstellerin) & Syllas Tzoumerkas (Regie)
 
Im krisengebeutelten Griechenland der Zehnerjahre hat man es nicht leicht. Wo man auch hinschaut, alles droht zusammenzubrechen – das Land, das Umfeld, das Leben. Von heute auf morgen entschließt sich Maria davonzulaufen, einfach alles zurückzulassen und die Flucht nach vorn anzutreten. Und sie startet sogleich in ein neues Leben: Eindringliche Sexszenen und emotionale Eruptionen machen A BLAST zu einem verwegenen, zu jeder Zeit unvorhersehbaren Drama über unerwiderte Fürsorge, verlorene Würde und den Verlust an Lebensfreude. (Crossing Europe)
 
  • SVĚTLONOC | NIGHTSIREN
    (SK/CZ 2022) – Österreichpremiere
    Regie: Tereza Nvotová
    Programmsektion: Nachtsicht; Länge: 109 min. | Spielfilm
    Gäste: angefragt
 
Jahrzehnte nach einer Familientragödie kehrt Šarlota zurück in ihren kleinen slowakischen Heimatort, der geprägt ist von einer toxischen Abmischung aus patriarchalen Strukturen und blindem Aberglauben. Eine Hexe soll nach wie vor im angrenzenden finsteren Wald hausen und schon früher mit Šarlotas Familie paktiert haben. Es dauert nicht lange, bis die junge Frau und ihre Freundin Mira, ebenfalls Außenseiterin, Ziel von Anfeindungen werden. In ihrem zweiten Spielfilm revisioniert Tereza Nvotová klassische Hexendarstellungen und beschwört naturmächtige Weiblichkeit als essenzielle Kraft gegenüber herrschenden Geschlechter- und Machtverhältnissen. (Markus Keuschnigg)