Spotlight 2019: Iris Elezi

 
26.02.2019 //

Iris Elezi ist eine echte Renaissancefrau der zeitgenössischen europäischen Filmkultur. Sie studierte Filmtheorie und -kritik, Anthropologie, Gender Studies und Filmproduktion. Sie ist eine aktive Filmkonservatorin, eine erfahrene Lehrende und Produzentin, Autorin und Regisseurin und mit Abstand die leidenschaftlichste „Botschafterin“ des albanischen Kinos im Ausland. 
(Jurij Meden, Österreichisches Filmmuseum)

Nach der preisgekrönten Regisseurin Yeşim Ustaoğlu aus der Türkei und der rumänischen Erfolgsproduzentin Ada Solomon rückt CROSSING EUROPE nun zum dritten Mal eine im europäischen Filmbereich tonangebende Filmschaffende ins Zentrum der Programmsektion SPOTLIGHT. Heuer fiel die Wahl auf die umtriebige Iris Elezi aus Albanien, die bereits 2015 persönlich ihren ersten Langspielfilm BOTA (IT/AL/Kosovo 2014) dem Linzer Festivalpublikum vorgestellt hat.

Iris Elezi kam nach ihren Studien in den USA (u.a. an der TISCH School of Arts, NYU) nach Albanien zurück, wo sie sich neben ihrer Tätigkeit als Regisseurin, Produzentin, Drehbuchautorin und Lektorin ganz dem filmischen Erbe Albaniens und dessen Bewahrung verschrieben hat. Siebenundzwanzig Jahre nach dem Sturz von Albaniens isolierter Diktatur stalinistischer Prägung ist immer noch wenig über das Kino dieses südosteuropäischen Landes bekannt. Iris Elezi ist als Mitbegründerin der Initiative The Albanian Cinema Project maßgeblich daran beteiligt, die nationale Filmsammlung nicht nur materiell zu erhalten, sondern auch ideell. So werden u.a. Filmvorführungen organisiert, um die Bevölkerung für das Filmschaffen der Zeit der Diktatur zu sensibilisieren, das verständlicherweise von vielen Menschen nach wie vor abgelehnt wird. Iris Elezi beschreibt ihr Bemühungen um die kritische Neubewertung des albanischen Filmerbes, das zweifelsohne auch zur Bildung einer kulturellen Identität beitragen kann, folgendermaßen: „Wir müssen uns von dieser kollektiven Amnesie befreien.“

Die Filmauswahl für ihre Carte blanche teilt sich zwischen einem historischen Programmteil und aktuellen Produktionen auf. Neben drei Spielfilmen der zur Entdeckung empfohlenen Regisseurin Xhanfise Keko aus den 1970ern umfasst das historische Programm noch einen Komödien-Blockbuster der Post-Hoxha-Ära, verantwortet von einer zentralen Figuren des albanischen Kinos, Dhimiter Anagnosti. Im „aktuellen“ Programmteil bietet sich der mit zahlreichen Fakten gespickte Dokumentarfilm Mark Cousins als idealer Einstieg in das filmische Universum Albaniens an, das international bisher noch kaum rezipiert wurde. Ergänzt wird dieser Teil noch um zwei weitere Spielfilme, neben BOTA von Iris Elezi kommt noch der ganz aktuelle und erfolgreich auf zahlreichen internationalen Festivals gelaufene Titel NËNTOR I FTOHTË von Ismet Sijarina zur Aufführung.


Filmübersicht – Carte Blanche Iris Elezi

PERRALLE NGA E KALUARA / A TALE FROM THE PAST (AL 1987), R: Dhimiter Anagnosti, 86 min. – Spielfilm
BOTA (AL/IT/KO 2014), R: Iris Elezi und Thomas Logoreci, 100 min. – Spielfilm
HERE BE DRAGONS (GB 2013), R: Mark Cousins, 79 min. – Documentarfilm
NËNTOR I FTOHTË / COLD NOVEMBER (KO/AL/MK 2018), R: Ismet Sijarina, 93 min. – Spielfilm
MIMOZA LLASTICA / SPOILED MIMOZA (AL 1973), R: Xhanfise Keko, 38 min. – Spielfilm
TOMKA DHE SHOKËT E TIJ / TOMKA AND HIS FRIENDS (AL 1977), R: Xhanfise Keko, 74 min. – Spielfilm
KUR PO XHIROHEJ NJË FILM / WHEN SHOOTING A FILM (AL 1981), R: Xhanfise Keko, 61 min. – Spielfilm 
 

Filmübersicht – Programm Xhanfise Keko im Österreichischen Filmmuseum (1. & 2. Mai)

HERE BE DRAGONS (GB 2013), R: Mark Cousins, 79 min. – Documentarfilm
MIMOZA LLASTICA / SPOILED MIMOZA (AL 1973), R: Xhanfise Keko, 38 min. – Spielfilm 
QYTETI MË I RI NË BOTË / THE NEWEST CITY IN THE WORLD (AL 1974), R: Xhanfise Keko, 52 min. – Spielfilm 
TOMKA DHE SHOKËT E TIJ / TOMKA AND HIS FRIENDS (AL 1977), R: Xhanfise Keko, 74 min. – Spielfilm 
KUR PO XHIROHEJ NJË FILM / WHEN SHOOTING A FILM (AL 1981), R: Xhanfise Keko, 61 min. – Spielfilm 

// Iris Elezi wird sowohl in Linz als auch in Wien bei den Filmvorführungen persönlich anwesend sein, zudem findet im Rahmen von CROSSING EUROPE ein Talk statt. – Das Spotlight 2019 wird in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum durchgeführt. //