Tribute 2022: Fabrice du Welz

 
04.02.2022 // CROSSING EUROPE widmet die Tribute-Programmsektion 2022 dem belgischen Regisseur und Drehbuchautor Fabrice du Welz, der nach derzeitigem Stand mehrere Tage persönlich in Linz anwesend sein wird. Das Festival präsentiert insgesamt fünf seiner Langspielfilme, darunter du Welz aktuelles Werk Inexorable (2021). Zudem wird eine vom ihm kuratierte Auswahl von Kurzfilmen gezeigt.
 
  • CALVAIRE (BE, FR, LU  2004), 94 min – Österreichpremiere
  • VINYAN (FR, GB, BE 2008), 100 min – Österreichpremiere
  • ALLÉLUIA  (BE, FR 2014), 90 min – OÖ-Premiere
  • ADORATION (FR, BE  2019), 98 min – OÖ-Premiere
  • INEXORABLE (BE, FR 2021), 99 min – Österreichpremiere
  • Kurzfilmprogramm - tba
 
Ich hasse die digitale Welt. Realismus interessiert mich nicht besonders, davon gibt es im TV genug und er infiltriert alles und jede*n. Dagegen habe ich zu handeln versucht. Sie müssen den Film nicht lieben, aber er wirkt wie ein Albtraum oder ein Fleck, den Sie nur mit einer Menge Licht wieder loswerden. Ich arbeite eher wie ein Maler, mit Materialien, Texturen. Ich versuche offen zu sein und mein Empfindungsvermögen zu entwickeln. (Fabrice du Welz über seinen Film Adoration, screenanarchy.com, Oktober 2019)

Seine Ausbildung als Filmemacher durchlief du Welz (*1972) zuerst als Dramaturgiestudent am Königlichen Lütticher Konservatorium und später am INSAS, dem belgischen Institut für Film und Drama in Brüssel. In den 1990er Jahren arbeitete er unter anderem fürs französische und belgische Fernsehen und drehte erste Kurzfilme. Mit QUAND ON EST AMOUREUX, C’EST MERVEILLEUX (1999) gewann er 2001 einen Kurzfilm-Preis auf dem internationalen Festival des Fantastischen Films in Gérardmer in Frankreich. 2004 folgte schließlich CALVAIRE, du Welz erster Langspielfilm, der unter anderem für die Semaine de la Critique in Cannes ausgewählt wurde und mehrere Auszeichnungen erhielt. Bereits in seinem Debüt gelingt es du Welz, Elemente aus Thriller, Drama und Horror geschickt zu kombinieren und sich dabei gleichzeitig jeglicher Genrezuschreibung zu entziehen. Mit VINYAN (2008) folgte eine Produktion mit internationalem Cast (Emmanuelle Béart, Rufus Sewell), gedreht in Thailand. Zusammen mit CALVAIRE  bilden später die Filme ALLÉLUIA (2014) und ADORATION (2019) die sogenannte Ardennes-Trilogie, benannt nach einem Teil der belgischen Region Wallonien. In seinem aktuellen Spielfilm INEXORABLE (2021) bedient sich Fabrice du Welz mit dem Eindringling, der eine behütete Familie bedroht, eines erprobten Filmstoffes und webt ihn zu einer fein-verstörenden, erotischen du Welz-Kreation.

Es gibt wenig Filmemacher*innen, deren Filme trotz häufigem Setting in weiten, offenen Räumen so effektiv ein Gefühl von Klaustrophobie, Erstickung, der Einkesselung oder Abgeschnittenheit kreieren, wie Fabrice du Welz. (Alexandra Heller-Nicholas, filmint.nu, September 2021)

Rohe Landschaften, dichte Wälder und beklemmende Innenräume werden bei du Welz zur Repräsentation der seelischenVerfasstheit seiner Figuren, die die Zuschauer*innen häufig über die Schwelle von der Realität ins Albtraumhafte und Surreale begleiten. Dabei ist der Filmemacher weniger an oberflächlichen Schockmomenten, als an den psychischen Wandlungen der Charaktere interessiert. Mit körnigen Bildern und teils wabernden, verzerrten Sounds entwickeln die Filme des Belgiers einen schaurig-entrückten Sog, der das Publikum nicht so schnell wieder loslässt.