Gemeinschaft gilt als ursprünglichste Form des Zusammenlebens und bildet die Grundlage jeder Gesellschaft. Sie tritt in unzähligen Ausprägungen auf und definiert sich im Besonderen über eine Sache, nämlich Zugehörigkeitsgefühl – zu einer Familie, einem Dorf oder auch zu einer Religion, einer Partei oder einer Jugendkulturbewegung.
Teilweise im ländlichen Raum verortet und im Kontext aktueller gesellschaftlicher Realitäten und Entwicklungen, lädt das Programm mit sechs Dokumentarfilmen und einem Spielfilm ein in facettenreiche Erzählungen vom Leben im heutigen Europa einzutauchen. Filmgespräche bieten zudem die Möglichkeit zur direkten Auseinandersetzung vor Ort.
Teilweise im ländlichen Raum verortet und im Kontext aktueller gesellschaftlicher Realitäten und Entwicklungen, lädt das Programm mit sechs Dokumentarfilmen und einem Spielfilm ein in facettenreiche Erzählungen vom Leben im heutigen Europa einzutauchen. Filmgespräche bieten zudem die Möglichkeit zur direkten Auseinandersetzung vor Ort.
Do., 19.9. / 17:00 Uhr
OTAN O WAGNER SINANTISE TIS NTOMATES / WHEN TOMATOES MET WAGNER
(GR 2019, Regie: Marianna Economou)72 min, Griechisch/Englisch/Französisch mit engl. UT
Diese humorvolle und bittersüße Geschichte handelt davon, wie wichtig es ist, sich in Krisenzeiten neu zu erfinden, und von der Kraft menschlicher Beziehungen. Eine griechische Komödie.
Können Dokumentarfilme Spaß machen? Marianna Economou beweist, dass das geht. Zwei findige Cousins aus dem kleinen griechischen Dorf Elias tun sich mit einigen älteren Damen des Ortes zusammen, um Tomaten zu züchten und diese in Gläsern mit Reis und Gewürzen als Original-Bio-Produkte in die ganze Welt zu exportieren. Zunächst muss einiges herumprobiert werden, bevor alles passt, aber dann ist der Siegeszug nicht mehr aufzuhalten – möglicherweise auch deswegen, weil die Tomaten, während sie auf den Feldern heranreifen, mit der Musik Richard Wagners beschallt werden. (Andreas Ungerböck)
Do., 19.9. / 19:30 Uhr
DISCO
(NO 2019, Regie: Jorunn Myklebust Syversen)94 min, Norwegisch mit engl. UT
An der Oberfläche Glitzer, Erfolg, heile Welt, aber darunter die verstörende Wahrheit. Religion als Mittel schwere persönliche Traumata zu ignorieren und Jugendliche davon zu überzeugen, sich an Gott zu wenden, wenn Therapie vielleicht der bessere Ausweg wäre.
Was für ein Beginn für einen Film, der von sich selbst verzehrenden Leben in einer undurchdringlichen Pfingstgemeinde erzählt: Mitreißende Beats, Make-Up, glitzernde Kostüme und Posen. Die junge Mirjam ist die Favoritin bei Tanzwettbewerben. Sie ist aber auch engagiertes Mitglied in der evangelikalen Gemeinde, der sich ihre ganze Familie hingibt. Plötzlich verliert sie die Wettbewerbe und das Vertrauen in sich selbst. Ihre Familie gibt ihr keinen Halt, im Gegenteil, sie werfen ihr Mangel an Glauben vor. Eine absurde Anschuldigung; jede Sekunde ihres Lebens ist von Religion dominiert. Mirjam beginnt die Lösung in der Zuwendung zu einer noch strengeren, radikaleren Gemeinschaft zu suchen. DISCO basiert auf realen Geschehnissen, und der Sog, den der Spielfilm in den ersten Minuten erzeugt, lässt einen bis zum Ende nicht mehr los. (Festival Der Neue Heimatfilm)
Fr., 20.9. / 14:30 Uhr
OLA - EN HELT VANLIG UVANLIG FYR / BEING OLA
(NO 2023, Regie: Ragnhild Nøst Bergem)72 min, Norwegisch mit engl. UT
Ein herzerwärmender Dokumentarfilm, der die Bedeutung von Gleichheit und Zugehörigkeit als Grundlage dafür feiert, dass man sich traut, sich so anzunehmen, wie man wirklich ist.
Der 30-jährige Ola wohnt in einem kleinen norwegischen Dorf, in dem Menschen mit und ohne Behinderung in harmonischer Gemeinschaft zusammenleben. Sie versorgen sich weitgehend selbst, betreiben eine Bäckerei, eine Tischlerei und eine Gärtnerei, kochen zusammen, feiern Feste und unterstützen sich gegenseitig. Ola ist ein optimistischer, lustiger und reflektierter junger Mann mit einer leichten geistigen Beeinträchtigung, über die er mit großer Offenheit spricht. Obwohl Ola sich selbst in seiner Einzigartigkeit mittlerweile angenommen hat, macht er sich Gedanken darüber, wie andere ihn sehen, und träumt davon, unabhängiger zu leben. Als sein bester Freund das Dorf verlässt und nach Hause zurückkehrt, bedeutet das für Ola den Anfang eines neuen Lebensabschnitts, und er geht daran, seinen Wunsch nach mehr Eigenständigkeit in die Tat umzusetzen. (Nordische Filmtage Lübeck)
Fr., 20.9. / 17:00 Uhr
Im Anschluss Filmgespräch
Filmgast: Paul Raatz (Regie)
UNENDLICHER RAUM / INFINITE PLACE
(DE 2024, Regie: Paul Raatz)94 min, Deutsch/Spanisch/Englisch mit dt. UT
Eine filmische Beobachtung einer Kleinstadt, die zugrunde zu gehen scheint. Aber es gibt noch Hoffnung für diese Kommune. – Konzepte von Heimat, Identität und Kulturtransfer werden in diesem Dokumentarfilm lebensnah hinterfragt.
Loitz ist einer der Verliererorte der ehemaligen DDR. Die Stilllegung des einzigen Industriebetriebs zog eine massive Abwanderung nach sich. Ein Zukunftsprojekt möchte die schrumpfende Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern durch Kultur wiederbeleben. Zwei Künstler*innen aus Berlin werden eingeladen, ein Jahr hier zu verbringen und Ideen für die Wiederbelebung des Ortes zu entwickeln. Eine andere Gruppe versucht den Leerstand als Chance zu begreifen und ruft ein Musikfestival ins Leben. Doch wie wirksam und nachhaltig sind solche Impulse von außen? Kann Kultur es leisten, das große Verschwinden der Dörfer zu unterbinden? (Lotte Schreiber)
Fr., 20.9. / 19:30 Uhr
Im Anschluss Filmgespräch
Gast: Brigit Hofstätter, SalzkammerQueer
ANIMA - DIE KLEIDER MEINES VATERS
(DE 2021, Regie: Uli Decker)94 min, Deutsch mit engl. UT
Die Sehnsucht nach einer diversen und freieren Welt manifestiert sich in diesem bildstarken Dokumentarfilm angesiedelt in der bayrischen Provinz.
Die kleine Uli will Pirat oder Papst werden, aber auf keinen Fall in die Rollenstereotypen ihres bayerischen Heimatortes passen. Nach dem Tod ihres Vaters bekommt sie von der Mutter seine „geheime“ Kiste als Erbe ausgehändigt. Der Inhalt verändert schlagartig ihren Blick auf den Vater, sich selbst, ihre Familie und die Gesellschaft, in der sie aufwuchs. Sie öffnet Tagebücher und sich selbst für einen Dialog mit dem verstorbenen Vater, zu dem sie zu Lebzeiten eine seltsame Distanz hatte. Entstanden ist ein fast anarchischer Film, voller Humor, Fantasie und Sensibilität über Identität, Liebe und Geschlechterfragen, der mit der Geschichte einer Familie zugleich die einer Gesellschaft erzählt. Eine Achterbahnfahrt durch animierte und dokumentarische Bilderwelten. (Flarefilm)
Do., 19.9. / 10:30 Uhr
(Schulvorstellung, aber auch mit Ticket öffentlich zugänglich)
Sa., 21.9. / 14:00 Uhr
Im Anschluss FilmgesprächFilmgast: Christoph Eder (Regie)
WEM GEHÖRT MEIN DORF? / WHO OWNS MY VILLAGE?
(DE 2021, Regie: Christoph Eder)96 min, Deutsch mit engl. UT
Ein idyllisch gelegener Ort wird zum Tourismus-Hotspot. Naturschutz oder Profitgier? Gewinnmaximierung oder Gemeinwohl? – Welche Konflikte das mit sich bringt, erzählt dieser persönliche und gleichzeitig politische Dokumentarfilm.
Das Herkunfts-Dorf des Regisseurs Christoph Eder auf der Ostseeinsel Rügen durchlebt seit der Wende umwälzende Veränderungen. Der einst verschlafene Seekurort Göhren entwickelte sich über die letzten 30 Jahre zum beliebten Investitions-Hotspot eines Multimillionärs, der unaufhörlich Hotels, Ferienhäuser und Parkgaragen bauen lässt. Als dieser jedoch ein Bauvorhaben im Naturschutzgebiet plant und dabei vom Gemeinderat unterstützt wird, formiert sich Widerstand innerhalb der Dorfgemeinschaft. In seinem überaus spannenden Film beobachtet der junge deutsche Filmemacher das Erwachen der Einwohner*innen aus ihrer Lethargie im Kampf um das Schicksal ihres Dorfes. (Lotte Schreiber)
Im Anschluss an die Vorführung am Samstag, 21.9. findet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Salzkammergut, let’s live together!“ statt.
Fr., 20.9. / 9:30 Uhr
(Schulvorstellung, aber auch mit Ticket öffentlich zugänglich)
Sa., 21.9. / 19:00 Uhr
DARK BLOSSOM
(DK 2021, Regie: Frigge Fri)80 min, Dänisch mit engl. UT
„Wenn du keine Gemeinschaft hast, in der du dich spiegeln kannst, wer bist du dann?“ – Ein poppiger wie düsterer Dokumentarfilm über Coming-of-Age im Gewand eines Gothic-Lookbooks.
Josephine, 20, hat nie zu den “coolen” Kids gehört und hatte es nicht leicht in ihrer kleinen Stadt in der dänischen Provinz Freunde zu finden – bis sie Jay und Nightmare getroffen hat. Die Liebe zur Goth-Kultur, zur Dunkelheit, zu starkem Make-Up, bunten Perücken und exaltierter Mode, und das Sammeln von Knochen von toten Tieren verbindet das Trio. Gemeinsam versuchen sie ihre Einsamkeit zu überwinden und Freiheit zu finden. Doch als Josephine sich in den schönen Jan verliebt, den sie auf Instagram kennenlernt, in die Stadt zieht und ihren Stil verändert, ändert sich auch die Dynamik ihrer Freundschaft. Visuell und musikalisch an Social Media- und Musikvideo- Ästhetik angelehnt erzählt Frigge Fri die Geschichte von drei Außenseiter*innen, deren tiefe Verbundenheit zu verschwinden droht. (Festival Der Neue Heimatfilm)