Eröffnungsfilme am 27. April 2022

 
31.03.2022 // CROSSING EUROPE eröffnet auch 2022 wieder mit mehreren Filmen, die einen Querschnitt des heurigen Festivalprogramms repräsentieren und gleichzeitig für die Vielgestaltigkeit des aktuellen europäischen Filmschaffens stehen.

Nicolette Krebitz kratzt in ihrem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag A E I O U – DAS SCHNELLE ALPHABET DER LIEBE an gesellschaftlichen Tabus, Sophie Rois brilliert dabei in einer Hauptrolle. Der portugiesische Dokumentarfilm VIAGEM AO SOL | JOURNEY TO THE SUN von Susana de Sousa Dias und Ansgar Schaefer thematisiert anhand des Schicksals von Kindern, die aus dem zerbombten Nachkriegswien nach Portugal „verschickt“ wurden, die traumatischen Auswirkungen von Krieg und Vertreibung. Der belgische Tribute-Gast Fabrice du Welz präsentiert die Österreichpremiere seines aktuellen Thrillers INEXORABLE, den Benoît Poelvoorde als neurotischer Autor mit Schreibblockade veredelt, und die Nachtsicht-Schiene feiert ihren Auftakt mit dem beeindruckend-schaurigen Debütfilm PAHANHAUTOJA | HATCHING der finnischen Regisseurin Hanna Bergholm
 
 
A E I O U – DAS SCHNELLE ALPHABET DER LIEBE | A E I O U – A QUICK ALPHABET OF LOVE
(DE/FR 2022) – Österreichpremiere
Regie: Nicolette Krebitz
Programmsektion: European Panorama Fiction; Länge: 104 min. | Spielfilm
Verleih in Österreich: Filmladen; Kinostart in Österreich: 17. Juni 2022
Gäste: Nicolette Krebitz & Sophie Rois (beide angefragt)
 
Anna ist eine Schauspielerin, die nicht mehr „jung“ genug ist, um noch viele Rollen zu bekommen. Einer ihrer mit wenig Begeisterung angenommenen Brotjobs ist es, einem 17-jährigen Jungen mit Sprachstörung Unterricht zu geben, der in einem Community-Projekt Theater spielen soll. Sie erkennt in ihm den jungen Mann, der ihr vor kurzem die Handtasche gestohlen hat. Doch aus der scheinbar völlig unmöglichen Situation erwächst eine immer inniger werdende Beziehung, eine Amour fou gar, die das ungleiche Paar schließlich nach Frankreich führt, wo sich die Ereignisse turbulent zuspitzen. Sophie Rois ist hinreißend als Anna, der junge Milan Herms steht ihr um nichts nach. (Andreas Ungerböck)
 
VIAGEM AO SOL | JOURNEY TO THE SUN (PT 2021) – Österreichpremiere
Regie: Susana de Sousa Dias, Ansgar Schaefer
Programmsektion: European Panorama Documentary; Länge: 109 min. | Dokumentarfilm
Gäste: Susana de Sousa Dias, Ansgar Schaefer (beide angefragt)
Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurden 5000 Kinder von Österreich nach Portugal geschickt, um sich dort bei Gastfamilien von der Gewalt des Krieges zu erholen. Der Kontrast zu ihren Lebensumständen in der Heimat und der eklatante Unterschied zwischen armer und reicher Gesellschaftsschicht in Portugal zu dieser Zeit hinterließen einen tiefgehenden Eindruck bei den jungen Österreicher*innen. Nach etwa zehn Monaten wurden sie zurück nach Österreich geschickt – mit Etiketten um den Hals wie bei Postpaketen. Das Regie-Duo Susana de Sousa Dias und Ansgar Schaefer trug eine enorme Menge an Bildmaterial aus der Zeit zusammen, aus zahllosen Fotoalben und Archiven. Sorgfältig gewählte Soundeffekte verstärken die fesselnde Atmosphäre dieser wenig bekannten Geschichte, während die früheren „Gast-Kinder“ über diese außergewöhnliche Zeit berichten. (IDFA)
 
INEXORABLE (BE/FR 2021) – Österreichpremiere
Regie: Fabrice du Welz
Programmsektion: Tribute; Länge: 99 min. | Spielfilm
Gast: Fabrice du Welz
Ein Schriftsteller (Benoît Poelvoorde) mit diversen Blockaden, dessen Verlegerin und Ehefrau und deren Tochter ziehen in ein abgelegenes, geerbtes, schönes, altes Schloss. Mit einem treuherzigen Hund und einem liebevollen Kindermädchen wird die Idylle perfekt. Doch das Kindermädchen ist die bei Regisseur du Welz wiederkehrende Figur der Gloria. In diesem Fall eine Nanny aus der Hölle. Mit INEXORABLE interpretiert Fabrice du Welz das Genre-Element Geisterhaus neu. Hohe Räume, verhangene Möbel, leere Gänge und eine erratische Elektrik inklusive. (Anna Katharina Laggner)


PAHANHAUTOJA | HATCHING (FI/SE 2022) – Österreichpremiere
Regie: Hanna Bergholm
Programmsektion: Nachtsicht; Länge: 86 min. | Spielfilm
Gast: Hanna Bergholm (angefragt)
Eine Faustregel (nicht nur) im Horrorkino lautet: Je schöner die Fassade, desto kaputter das Innenleben. HATCHING erzählt von einer (natürlich) blondhaarigen finnischen Vorzeigefamilie, die ihr perfektioniertes Vorstadt-Dasein via Video-Blog in die Welt hinaus sendet. Nur Tochter Tinja schert aus dem Zwangsglück aus: Die Pubertierende findet eines Tages ein Ei im Wald und plant, es zu Hause auszubrüten. Das, was letztendlich aus der Schale schlüpft, scheint eng mit dem Mädchen verbunden und setzt an, die heile Welt ein für alle Mal zu zerrütten. In Hanna Bergholms Spielfilmdebüt trifft Creature Feature auf Body Horror: Entzückend! (Markus Keuschnigg)

Abschlussfilm am 2. Mai 2022:

 
ALLE REDEN ÜBERS WETTER | TALKING ABOUT THE WEATHER (DE 2022) – Österreichpremiere
Regie: Annika Pinske
Programmsektion: European Panorama Fiction; Länge: 89 min. | Spielfilm
Verleih in Österreich: Filmgarten; Kinostart in Österreich: tba
Gast: Annika Pinske (angefragt)
 
Mutter hat Geburtstag. Also kehrt Clara, die im großmäuligen Berlin mit einer Arbeit über Hegel in Philosophie dissertiert, zurück ins kleinbürgerliche Heimatkaff in Mecklenburg-Vorpommern. In der Ost-Provinz herrschen unverdrossen die Anti-West-Ressentiments der abgewickelten DDR, doch nicht nur das stimmt die Philosophin melancholisch. Pinske und ihrem hervorragenden Ensemble gelingt eine detailgenaue Kartografierung bundesrepublikanischer Gegenwarts-Befindlichkeit, ganz ohne narzisstische Nabelbeschau oder beleidigte Schuldzuweisung. Marx hat Hegel vom Kopf auf die Füße gestellt, ALLE REDEN ÜBERS WETTER beobachtet, wie er sich aus dem Staub macht. (Alexandra Seitz)