Eröffnungsfilme 2020

 
02.03.2020 //

// Das Festival musste wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt werden. 
// Alternativprogramme werden am 8. April bekannt gegeben. 
// Das für 2020 geplante Programm wird zu Dokumentationszwecken ab 8. April online veröffentlicht.

Der diesjährige Eröffnungsfilmreigen wird am 21. April vom aktuellen Spielfilm ADULTS IN THE ROOM der Regielegende Costa-Gavras angeführt. Die Weltpremiere SURVIVING GUSEN würdigt drei Überlebende des NS-Vernichtungslagers Gusen nahe Linz, als Nachtsicht-Opener ist das mit Nina Hoss starbesetzte Psychodrama PELIKANBLUT programmiert. Das Tribute VALIE EXPORT wird mit ihrem Spielfilm DIE PRAXIS DER LIEBE eröffnet, und mit AUTOBAHN legt die Sektion Architektur und Gesellschaft das Augenmerk auf das Thema Mobilität.

ADULTS IN THE ROOM (FR/GR 2019) – Österreichpremiere
Regie: Costa-Gavras
Programmsektion: European Panorama Fiction; Länge: 127 min. | Spielfilm
Gäste: Costa-Gavras, Michèle Ray Gavras (Produzentin), Cornelius Obonya (Darsteller)

Passend zum 25-jährigen Jubiläum der österreichischen Mitgliedschaft in der Europäischen Union präsentiert CROSSING EUROPE die aktuelle Arbeit der Regielegende Costa-Gavras, der im Verlauf seiner nun mehr als 60 Jahre andauernden Karriere vor allem für seine politisch engagierten Filme vielfach ausgezeichnet (Academy Awards, BAFTAs, Césars, Goldener Bär, Goldene Palme u.a.) wurde. ADULTS IN THE ROOM feierte seine Weltpremiere beim Int. Film Festival Venedig und bringt eine der härtesten Phasen der jüngeren EU-Vergangenheit auf die Leinwand. Als Mischung aus Satire und griechischer Tragödie zeichnet der Film die griechische Staatsschuldenkrise und die fragwürdige "Rettung" des Landes durch die Partner der Eurozone nach, basierend auf dem gleichnamigen Buch von Yanis Varoufakis. Der Film rollt die nervenaufreibenden Verhandlungen auf, die Varoufakis 2015 nach dem Sieg der SYRIZA Partei unter Premierminister Alexis Tsipras als Finanzminister mit Vertreten von EZB und den Minstern der Euro-Gruppe führte. - Costa-Gavras macht in seinem teilweise klaustrophobisch anmutenden Kammerspiel deutlich, in welchem Dilemma sich die griechische Regierung damals befand und welch drastische Einschnitte für das Land folgen würden.

 

SURVIVING GUSEN (AT 2020) – Weltpremiere
Regie: Gerald Harringer, Johannes Pröll
Programmsektion: Local Artists; Länge: 70 min. | Dokumentarfilm
Gäste: Gerald Harringer, Johannes Pröll

Seit Anbeginn stellt die Programmsektion Local Artists immer wieder Arbeiten vor, die sich mit der Aufarbeitung der (ober)österreichischen Zeitgeschichte befassen. 75 Jahre nach dem Ende des NS-Terrorregimes würdigt der essayistische Dokumentarfilm SURVIVING GUSEN drei Überlebende des Lagerkomplexes Gusen, auf dessen Areal heute eine Einfamilienhaussiedlung steht. 71.000 Menschen wurden während des nationalsozialistischen Terrors dorthin deportiert, mehr als die Hälfte davon starb an den katastrophalen Bedingungen, durch Misshandlung und Folter oder durch die Arbeit im nahegelegenen Stollensystem – bis in die letzten Kriegstage. Die scheinbare Idylle der Landschaftsaufnahmen steht in Kontrast zu den Erinnerungen der drei Männer und den von Maria Hofstätter und Peter Simonischek nüchtern vorgetragenen Buchpassagen, Gendarmerieprotokollen und Expert*innenberichten.

 

PELIKANBLUT/ Pelican Blood (DE/BG 2019) – Österreichpremiere
Regie: Katrin Gebbe
Programmsektion: Nachtsicht; Länge: 121 min. | Spielfilm
Verleih in Österreich: Panda Lichtspiele Filmverleih; Kinostart in Österreich: tba
Gast: Katrin Gebbe (angefragt)

Der heurige Nachtsicht-Opener, der in Venedig als Eröffnungsfilm der Sektion Orizzonti Weltpremiere feierte, stammt von der jungen deutschen Regisseurin Katrin Gebbe (TORE TANZT, Weltpremiere Cannes 2013). Ein Film über eine Frau, deren Mutterinstinkt alle Grenzen überschreitet. Wiebke, dargestellt von einer herausragenden Nina Hoss, arbeitet als Pferdetrainerin und ist alleinerziehende Mutter einer neunjährigen Adoptivtocher. Als sie noch ein zweites Mädchen adoptiert, die fünfjährige Raya aus Bulgarien, ist ihre Freude riesig. Doch schnell stellt sich heraus, dass Raya eine ernste psychische Störung hat und durch ihr aufbrausendes und aggressives Verhalten ihr gesamtes Umfeld aus dem Gleichgewicht bringt. – Katrin Gebbes zweiter Langfilm ist wahr gewordener Elternalbtraum als finsteres Psychodrama.

 

DIE PRAXIS DER LIEBE / The Practice of Love (AT/DE 1984)
Regie: VALIE EXPORT
Programmsektion: Tribute VALIE EXPORT; Länge: 90 min. | Spielfilm
Verleih in Österreich: sixpack
Gast: VALIE EXPORT

Das diesjährige Tribute ist mit VALIE EXPORT einer der wichtigsten Vertreter*innen der internationalen Medien-, Film – und Performancekunst gewidmet. Anlässlich ihres 80. Geburtstags legt CROSSING EUROPE das Augenmerk auf das vielschichtige filmische Oeuvre mit einer Auswahl an Spiel- und Experimentalfilmen der in Linz geborenen Künstlerin. Den Anfang macht der Spielfilm Die Praxis der Liebe (Weltpremiere Berlinale Wettbewerb 1985). Die Künstlerin setzt in dieser Arbeit ästhetische Verfahren ihrer Videokunst in einem Thriller ein, der sich um sexuelle Abhängigkeit und politische Korruption dreht. Mittelmäßigkeit, Lüge und Gewalt werden als Hauptthemen auf den Handlungsebenen der Privatsphäre, der Gesellschaft und der Medien mit behutsam eingesetzten Stilmitteln aus der Videoavantgarde umgesetzt.

 

AUTOBAHN (DE 2019) – Österreichpremiere
Regie: Daniel Abma
Programmsektion: Architektur und Gesellschaft; Länge: 85 min. | Dokumentarfilm
Gast: Daniel Abma

Die Programmsektion Architektur und Gesellschaft kreist dieses Jahr um den Themenblock  Mobilität, und deren gesellschaftlichen und räumlichen Auswirkungen. Zum Auftakt führt uns deutsche Regisseur Daniel Abma in seiner dokumentarischen Langzeitbeobachtung die konkreten Auswirkungen des erhöhten Transitaufkommens auf sozialräumliche Inklusions- und Exklusionsvorgänge vor Augen. Über acht Jahre lang begleitete er die Bewohner*innen von Bad Oeynhausen während des langwierigen Prozesses um die Fertigstellung eines Autobahnteilstücks und dessen Konsequenzen für die Menschen vor Ort.