
Die Tribute-Programmschiene ist 2025 den italienischen Filmemacher*innen Silvia Luzi und Luca Bellino gewidmet. Das Schaffen des Duos umfasst sowohl bestechende dokumentarische als auch experimentell-fiktionale Arbeiten: Neben etlichen weiteren internationalen Preisen wurden sie bei Crossing Europe 2014 mit dem Award für den besten Dokumentarfilm (DELL’ARTE DELLA GUERRA) und 2018 mit dem Special Jury-Award für den besten Spielfilm (IL CRATERE) ausgezeichnet.
In Zusammenarbeit mit Luzi und Bellino wurde ein sieben Arbeiten umfassendes Programm kuratiert, das einen künstlerischen wie inhaltlichen Bogen von ihrem ersten bis zum aktuellen gemeinsamen Film spannt und mit einem weiteren Beitrag, der zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegebn wird, zudem einen Einblick in ihre künstlerischen Einflüsse offenbart.
Unterschiedliche Ausformungen von Macht, die Möglichkeit der Revolte und die Rolle des Bildes als Waffe stellen zentrale Elemente in den Arbeiten des Duos dar. Ihr 2008 erschienener erster Dokumentarfilm, der den ehemaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez auf einer Reise zur weltweit größten Ölreserve begleitet, bringt diese Charakteristika bereits im Titel zum Ausdruck: LA MINACCIA (= dt. Die Bedrohung) entstand in einer Zeit extremer Unsicherheit, in der Chávez in Venezuela als Symbol der Revolution und zugleich des Abdriftens ins Diktatorische galt. In DELL’ARTE DELLA GUERRA (2012) wird die Geschichte von vier Arbeitern, die sich aus Protest gegen eine Werksschließung von einem Kran zu stürzen drohen, zum eindrucksvollen Sinnbild des Widerstands gegen die Mächtigen. In IL CRATERE (2017) wenden sich Luzi und Bellino einer experimentelleren Erzählform zu, in der Fiktion und Realität verschwimmen. Sie inszenieren das Teenageralter als Zeit der Revolution und demonstrieren einmal mehr die Macht des Bildes. Der Kurzfilm PRINCESS (2021), der als Kino-Weltpremiere in Linz präsentiert wird, erzählt vom Klassenkampf im Verborgenen und dem Versuch bzw. dem Drang der Realität träumerisch zu entfliehen. In ihrem aktuellen Spielfilm LUCE (2024; Weltpremiere Locarno 2024) wenden sich die beiden erneut der Arbeiterklasse zu und erzählen die Geschichte einer jungen Frau, die ihren Alltag zwischen Unabhängigkeit und Einsamkeit in einer italienischen Küstenstadt bestreitet, unter widrigen Bedingungen in einer Lederbekleidungsfirma arbeitet und ihre Vorstellungskraft als Gegenmittel zum herrschenden patriarchalen Machtverhältnis einsetzt.
Die Lieder des italienischen Musikers Gianmaria Testa bilden einen zweiten roten Faden durch drei von Luzis und Bellinos Arbeiten. Vor seinem frühen Tod im Jahr 2016 bat Testa die beiden um ein Video zu seinem letzten Album, das posthum veröffentlich wurde: POVERO TEMPO NOSTRO (2019) wird ebenfalls bei Crossing Europe zu sehen sein. Als Ausdruck ihrer künstlerischen Prägung wird das Tribute-Programm durch einen weiteren Beitrag abgerundet, der von Luzi und Bellino ausgewählt wurde und mit der Programmveröffentlichung am 18. April verkündet wird.
Das Tribute-Programm 2025:
Filme von Silvia Luzi und Luca Bellino:LUCE (IT 2024), 95 min – Österreichpremiere
PRINCESS (IT 2021), 17 min – Kino-Weltpremiere
POVERO TEMPO NOSTRO (IT 2019), 3 min – Österreichpremiere
IL CRATERE / CRATER (IT 2017), 93 min
– CROSSING EUROPE Special Jury Award - Best Fiction Film 2018
DELL’ARTE DELLA GUERRA / ON THE ART OF WAR (IT/US 2012), 85 min
– CROSSING EUROPE Social Awareness Award – Best Documentary 2014
LA MINACCIA / THE THREAT (IT 2008), 86 min

LUCE © Bokeh Film Stemal Entertainment

PRINCESS © Tfilm

IL CRATERE / CRATER © Alpha Violet

DELL'ARTE DELLA GUERRA / ON THE ART OF WAR © KINO Produzioni